Thursday, June 01, 2017

BUCHVORSTELLUNG: "Deutschland und der Völkermord an den Armeniern" am 7. Juni 2017, 19.00 Uhr in Berlin

Mittwoch, 7. Juni 2017, 19.00 Uhr
Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, 10117 Berlin
Weitere Infos und Anmeldung
Es wird ein Livestream angeboten

Mit:
Dr. Rolf Hosfeld, Leiter des Lepsiushaus, Potsdam, Forschungsstelle zum Völkermord an den Armeniern
Dr. Christin Pschichholz, wissenschaftliche Mitarbeiterin Lepsiushaus Potsdam
Prof. Sönke Neitzel, Lehrstuhl für Militärgeschichte und Kulturgeschichte der Gewalt, Universität Potsdam
Moderation: Dr. Marianne Zepp, Heinrich-Böll-Stiftung

Vor einem Jahr hat der Deutsche Bundestag den Beschluss gefasst, dass die Massentötung von Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord einzustufen ist. Die exemplarische Bedeutung der Ereignisse vor mehr als hundert Jahren, die ihre Ursachen in dem Streben nach einem ethnisch homogenen, religiös einheitlichen Nationalstaat hatten, ist von bedrückender Aktualität. Auch heute noch verteidigt die Türkei ihre Souveränität mit geschichtspolitischen Argumenten, denen ethnische Reinheitsideologien zugrunde liegen und die Minderheitenrechte beschränken oder ganz negieren. Bei der Debatte im Bundestag wurde auch auf die Mitverantwortung des Deutschen Reiches hingewiesen. Wie es über Jahrzehnte zur Eskalation von genozidaler Gewalt kam und wie dieses Geschehen unter den Augen internationaler und besonders deutscher Diplomatie durchgeführt werden konnte, ist ein kaum öffentlich debattiertes Kapitel der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Dabei gibt es Aufschluss über die Entwicklung in die Katastrophen der folgenden Jahrzehnte.

In ihrem Buch „Das Deutsche Reich und der Völkermord an den Armeniern“ haben die Herausgeber/innen Rolf Hosfeld und Christin Pschichholz die neusten Erkenntnisse zusammengestellt – eine Aufforderung, die Diskussion weiter zu führen.
Ein komplexes, ambivalentes und widersprüchliches Bild einer Zeit des Übergangs.

Während des Ersten Weltkriegs waren das Osmanische und das Deutsche Reich Kriegsverbündete. Mit dem Beginn der Armenierverfolgungen, die seit dem Frühjahr 1915, eingeleitet durch flächendeckende Deportationen und Massaker, in einen Völkermord mündeten, wurde das Deutsche Reich zwangsläufig in die Ereignisse involviert. Das betraf sowohl Militärs, die Botschaft, konsularisches Personal und andere Deutsche vor Ort als auch die nationalen politischen und militärischen Machtzentren im Deutschen Reich. Wie weit ging die Verstrickung? Gab es eine deutsche Mitverantwortung an diesem Völkermord? Gab es nennenswerten Widerspruch?

Die Autorinnen und Autoren stellen dar, wie Zivilbevölkerungen zunehmend zum Ziel militärischer und radikaler bevölkerungspolitischer Maßnahmen wurden. Es gab Befürworter und Gegner. Zusammengefasst lässt sich eine moralfreie Verpflichtung durch eine kriegsbedingte »Realpolitik« diagnostizieren, die nicht ohne Konsequenzen für die deutsche Nachkriegsmentalität blieb.

Mit Beiträgen u. a. von Aschot Hayruni, Rolf Hosfeld, Isabell V. Hull, Stefan Ihrig, Hilmar Kaiser, Hans-Lukas Kieser, Carl Alexander Krethlow, Mark Levene, Christin Pschichholz, Thomas Schmutz und Ronald Gregor Suny.
Fachkontakt
Dr. Marianne Zepp, Referat Zeitgeschichte, E-Mail zepp@boell.de:
Wir weisen darauf hin, dass im Rahmen dieser Veranstaltung Foto-/Ton- und Filmaufnahmen von TV-Sendern sowie für öffentliche und nicht-öffentliche Zwecke gemacht werden können.

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